Agile Arbeitsweisen … gescheitert?

In diesem Sommer machte eine Studie Furore, deren Kernaussage darin bestand, dass agile Projekte 268% öfter scheitern. Ein Sommerlochthema oder sind agile Arbeitsweisen wirklich gescheitert?

Eine Studie der schottischen Unternehmensberatung ENGPRAX gibt an das agile Projekte so deutlich öfter scheitern, dass wir uns wieder anderen Methoden zuwenden sollten. Die Basis dieser Aussage ist eine Umfrage unter 600 Entwicklern. Diese Studie haben dann auch verschiedene Mainstream-Medien aufgegriffen.

Wesentlicher Treiber des Scheiterns ist nach Aussage der Studie, dass die Anforderungen nicht vollständig festgelegt sind, bevor die Entwicklung startet. Das leuchtet ein, oder?

Wenn man sich die Realität anschaut, scheint die Studie dann doch einigen Missverständnissen über agile Entwicklung aufgesessen zu sein.

Erstes Missverständnis:

Das fängt mit der Sicht auf den gewünschten Erfolg an. Klassische Projekte liefern gegen ein festes Set von Anforderungen. Und sollte das nach längerer Zeit sogar entsprechend Time und Budget abgeschlossen sein, ist der Nutzer trotzdem nicht zufrieden, weil sich während der Entwicklungszeit in unserer komplexen Welt die Anforderungen geändert haben. Und so erhält der Kunde ein Produkt, in dem sofort Nacharbeiten notwendig werden. Noch während das Produkt ausgerollt wird, startet schon das Folgeprojekt.

Wir haben gerade ein großes Projekt durchgeführt … niemals wäre es vor drei Jahren möglich gewesen alle Anforderungen vorauszusehen, die wir in den drei Jahren umsetzen mussten. Agile Methoden geben aber die Sicherheit immer die wertvollsten Anforderungen zuerst umzusetzen. Das hat uns die Flexibilität ermöglicht, das richtige Produkt zur richtigen Zeit zu entwickeln.

Zweites Missverständnis:

Agile Methoden für sich genommen sind einfach und schnell umsetzbar, damit sie jedoch als Gesamtsystem funktionieren, ist eine durchaus komplexe Umsetzung nötig, die auch kulturverändernd ist. Sich einfach morgens bei der Kaffeemaschine zu treffen und über das Projekt zu reden ist noch lange kein Daily. Aus meiner Sicht ist eine agile Projektdurchführung deutlich komplexer, als eine klassische Vorgehensweise. Nach meiner Erfahrung braucht es in großen Organisationen ein- bis zwei Jahre um wirklich Agile @ Scale umsetzen zu können und auch dann gibt es noch viel zu lernen.

Viele Projekte, gerade im non-IT-Bereich, scheinen sich nach meiner Einschätzung eher agiler Sprache und einfachen Methoden zu bedienen sich keine Zeit für eine professionelle Einführung zu nehmen.

Dann ist schnell die Enttäuschung groß und agile Methoden werden als nicht wirksam verworfen.

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#Agile Methoden
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Warum dieses Buch immer noch aktuell ist … und ich dies bedauere!

Buchtipp: Factfulness von Hans Rosling

Im Urlaub nehme ich mir immer vor, mehr zu lesen. Vor allem Belletristik, denn die kommt im weiteren Jahresverlauf eher zu kurz – außerhalb des Urlaubs sind eher Fachthemen gefragt.

Dieses Mal hat sich allerdings doch ein Sachbuch auf meine Leseliste geschmuggelt … „Factfulness“ von Hans Rosling.

Rosling war ein renommierter schwedischer Arzt, Professor und Experte für Statistik und Datenvisualisierung. Er hat sein Leben neben der Medizin auch der Aufklärung und dem Kampf gegen weitverbreitete Missverständnisse über die Welt gewidmet.

In Zeiten, in denen schnelle Urteile und Fehlinformationen durch soziale Medien und andere Kanäle verbreitet werden, bietet dieses Buch eine wichtige Lektion: Trotz aller Krisen und Probleme, die nicht negiert werden sollten – die Welt ist oft besser, als man denkt, und nur durch einen faktenbasierten Ansatz können die richtigen Entscheidungen für die Zukunft getroffen werden.

„Factfulness“ zeigt eindrucksvoll, wie instinktive Reaktionen und kognitive Verzerrungen zu einem verzerrten Bild der Realität führen. Rosling beschreibt zehn instinktive Verhaltensweisen, die uns Menschen dazu bringen, die Welt pessimistischer und negativer zu sehen, als sie tatsächlich ist. Überraschend zeigt er auf, dass sich die Welt in vielen Bereichen viel positiver entwickelt hat, als die meisten von uns erwarten würden. Sei es im Hinblick auf die Verringerung der extremen Armut, den Anstieg des Bildungsniveaus oder die Verbesserung der globalen Gesundheitsstandards.

„Factfulness“ ist nicht nur ein Buch, sondern eine Einladung, die eigene Wahrnehmung zu hinterfragen und einen positiven, aber realistischen Blick auf die Welt zu entwickeln. Es inspiriert dazu, noch stärker auf fundierte Daten und Fakten zu setzen, sowohl im beruflichen Kontext als auch im Alltag. Nur so können wir die richtigen Entscheidungen treffen und verhindern, dass einfache populistische „Wahrheiten“ an die Stelle dessen treten, was wirklich ist. Es sollte Pflichtlektüre für Politiker, Journalisten, Manager und Schüler werden.

Ein Buch, das Hoffnung macht und die Sicht auf die Welt nachhaltig verändern kann. Leider brauchen wir dieses Buch aktuell mehr den je.

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